Orthopädie: Erkrankungen an der Wirbelsäule

Von Bandscheibenvorfall bis Skoliose: Ursachen und Therapiemöglichkeiten

Wirbelsäulenerkrankungen sind ein Volksleiden. Fast drei Viertel aller Deutschen leiden darunter. Damit sich die Erkrankung nicht zu einem Dauerleiden entwickelt, ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig. Denn je länger Wirbelsäulenbeschwerden bestehen, umso schwieriger wird die Diagnose und umso komplexer wird das Krankheitsbild.

Die Wirbelsäule ist das zentrale Element im Skelettsystem. Sie bildet nicht nur die knöcherne Mitte des Körpers, sie verbindet auch alle anderen Teile des Skeletts miteinander. Kopf, Brustkorb, Arme, Becken und Beine sind direkt oder indirekt mit der Wirbelsäule verbunden. Auch bei der Steuerung und Übermittlung von Reizen aus der Umgebung spielt die Wirbelsäule und das in ihrem Inneren liegende Rückenmark eine zentrale Rolle.

Rückenschmerzen

Von oben nach unten wird die Wirbelsäule in 5 einzelne Abschnitte unterteilt: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Steißbein.

Jeder einzelne Abschnitt setzt sich aus einzelnen Wirbeln zusammen:

  • 7 Halswirbel
  • 12 Brustwirbel
  • 5 Lendenwirbel
  • 5 Kreuzbeinwirbel
  • 5 Steißbeinwirbel

 

Zählt man alle Wirbel zusammen, so sind das 34 Wirbel.

Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben. An Kreuz- und Steißbein kam es in der Entwicklungsgeschichte zu einem knöchernen Zusammenwachsen der Wirbelkörper.

Die Wirbelsäule wird durch Bänder und insbesondere durch eine Vielzahl von Muskeln in ihrer Form gehalten.

In Deutschland haben statistisch gesehen 70% der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr Rückenschmerzen und etwa 80% klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen sind nach den Infektionen der Atemwege die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche.

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind meist multifaktoriell. In den allermeisten Fällen handelt es sich um unspezifische Rückenschmerzen, meist hervorgerufen durch zu wenig Bewegung und einer einseitigen, stereotypen Körperhaltung bzw. Belastung. Auf diese Weise kann es zu einer lokal verhärteten Muskulatur mit tastbaren Triggerpunkten und Myogelosen kommen, die dann zu einer schmerzhaften Bewegungeinschränkung der Wirbelsäule führen.

Diese lokalen Triggerpunkte und Myogelosen sind meist durch konservative Therapiemaßnahmen wie Akupunktur, Triggerpunktakupunktur, Neuraltherapie, physikalische Therapie (Wärmeanwendungen), Lasertherapie und manuelle Therapie gut zu behandeln.

Im Folgenden wollen wir Ihnen häufige Beschwerdebilder und Krankheiten kurz darstellen – abschließend ein paar nützliche Alltagstipps geben.

Wenn Sie Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule, z.B. einen Hexenschuss, Kreuzschmerzen oder Ischiasbeschwerden haben, die länger als 2–3 Tage anhalten, versäumen Sie nicht, uns sofort aufzusuchen. Chronische „Wirbelsäulenschmerzen“ sollten vermieden werden.

eine grafische Darstellung der Wirbelsäule

Wirbelgleiten

In der Jugendzeit kann man durch verschiedene Ursachen im Bereich der Wirbelbögen, insbesondere an der unteren Lendenwirbelsäule, eine Strukturauflösung in Knochenanteilen bekommen. Wenn diese beidseitig vorhanden ist, kann ein Abgleiten des darüber gelegenen Wirbels mit der Wirbelsäule eintreten. Das hört sich zwar sehr eindrucksvoll an, muss aber nicht schwerwiegend sein. Dieses Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) hat man z.B. gehäuft bei kindlichen – jugendlichen – Hochleistungsturnerinnen gesehen, die in sehr starkem Maß und in enormer Vielzahl extreme Vor- und Rückneigungen des Körpers ausführen müssen.

Bandscheibenvorfall

Die Bandscheiben, auch Zwischenwirbel genannt, sind Knorpel, die sich als Bindeglieder zwischen den Wirbelkörpern befinden. Sie machen rund ein Viertel der gesamten Wirbelsäulenlänge aus. Die Knorpel bestehen jeweils aus einem Faserring und einem Gallertkern. Während der Faserring mit dem Wirbelkörper verwoben ist und dadurch die Wirbelsäule kräftigt, hat der weiche Gallertkern die Funktion eines Kissens, das Stöße abfängt und Druck ausgleicht.

Im Verlauf eines Tages werden die Bandscheiben interessanterweise vorübergehend schmaler, weil sie durch die Tagesaktivitäten hoher Belastung ausgesetzt sind. Deswegen ist der Mensch abends ungefähr zwei Zentimeter kleiner als am Morgen.

Im fortgeschrittenen Alter verändern sich die Bandscheiben (Wasserverlust), was bei vielen Menschen Rückenschmerzen auslöst. Tauchen diese Schmerzen schon in einem früheren Stadium auf, so kann es sich um eine verschobene Bandscheibe handeln, hervorgerufen etwa durch ungewohnte Bewegungen oder starke Belastungen – beispielsweise, wenn jemand, der nicht daran gewöhnt ist, ruckartig eine schwere Bierkiste anhebt.

Auslöser für den akuten Bandscheibenvorfall ist meist eine ruckartige Bewegung oder schweres Heben. Als primäre Ursache liegt jedoch in der Regel altersbedingter Verschleiß oder eine angeborene Schwäche des Bandscheibengewebes zugrunde. Die Bandscheibe ist ein weicher elastischer Ring, der als Pufferkissen zwischen den einzelnen Wirbeln liegt. Bei einem akuten Vorfall wölbt sich die Bandscheibe nach hinten und übt dadurch einen schmerzhaften Reiz auf die umliegenden Nervenwurzeln aus.

Zeigt sich durch die konservative Therapie keine Besserung (z. B. durch lokale Infiltrationen mit Medikamenten an die betroffene Nervenwurzel, Akupunktur, Physiotherapie oder systemische Medikamentengabe), stehen moderne Operationstechniken zur Verfügung, um die eingeengte Nervenwurzel zu entlasten. Sollten Einschränkungen auftreten wie Taubheitsgefühl oder sogar Muskelschwäche, dann ist frühzeitig an eine operative Maßnahme zu denken.

die Darstellung eines Wirbels mit Beschreibungen

Osteoporose

In Deutschland leiden bereits 5 – 7 Millionen Menschen an Osteoporose. Erklärtes Ziel ist es, der Entstehung dieser chronischen Krankheit bereits in jüngeren Jahren durch eine sachgerechte Therapie vorzubeugen. Für die bereits eingetretene Osteoporose stehen heute wirksame Medikamente für die Behandlung zur Verfügung.

Krankheitsanzeichen

Knochenbrüche bei leichten Unfällen sind ein Zeichen dafür, dass eine Osteoporose vorliegen könnte.

Für die Osteoporose typisch sind Wirbelkörperbrüche. Sie führen zu akuten Rückenschmerzen. Als Ursache werden Anheben gar nicht schwerer Lasten, Abrutschen von einer Stufe, Ausrutschen und vergleichbare Bagatelltraumen angegeben. Ein Zusammensintern von Wirbelkörpern kann auch schleichend und fast schmerzlos erfolgen – die Abnahme der Körpergröße von mehr als 3 – 4 cm ist daher auch osteoporoseverdächtig. Brüche des Oberschenkelhalses (besonders typisch für ältere Menschen) werden häufig durch einen Sturz seitlich auf die Hüfte verursacht.

Rippenbrüche können bei der Osteoporose alleine schon beim Husten entstehen, osteoporosetypische Handgelenksbrüche durch Abstützen z.B. bei einem drohenden Sturz.

Ursachen der Erkrankung

Frauen leiden häufiger an Osteoporose als Männer, da mit den Wechseljahren die Östrogene als ein Schutzfaktor des Knochens ausfallen.

Wichtige Risikofaktoren bei Frauen und Männern sind:

  • erbliche Belastung
  • Einnahme von Cortison-Präparaten über längere Zeiträume
  • calciumarme und zu phosphatreiche Ernährung
  • mit chronischen Durchfällen
  • Vitamin D-arme Lebensweise
  • mangelnde Bewegung

 

Daneben können Hormonstörungen, Darm-, Leber-, Nieren- und auch Tumorerkrankungen das Krankheitsbild einer Osteoporose erzeugen (sogenannte sekundäre Osteoporosen).

Beim Mann kann eine Unterfunktion der Hoden (sog. Hypogonadismus) zur Osteoporose führen.

Behandlungsmöglichkeiten

Welches Präparat zum Einsatz kommt hängt davon ab, in welcher Situation des Knochenstoffwechsels ein Knochenbruch zur Diagnose führt. In jedem Falle sollten die typischen Osteoporose-Medikamente von einer ausreichenden Calcium- und Vitamin D-Zufuhr und sportlicher Bewegung mit Muskelaufbau begleitet sein.

Die Beurteilung des Therapieeffektes durch den Arzt erfolgt mittels Knochendichtemessung, durch Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule und ggf. auch durch die Messung des Knochenumsatzes.

Versteifungsoperationen an der Lendenwirbelsäule

In fortgeschrittenen Stadien der Degeneration der Lendenwirbelsäule ist eine bewegungserhaltende Maßnahme nicht mehr sinnvoll, da infolge der multifaktoriellen Veränderung nicht mit einer Linderung der Symptomatik zu rechnen ist. In diesen Fällen muss nach reiflicher Überlegung entschieden werden, ob eine Versteifungs-Operation ggf. in Verbindung mit einer Freilegung der nervalen Elemente sinnvoll ist. Für die Entscheidung zur Operation sind zusätzliche Untersuchungen notwendig: Kernspintomographie und Funktions-Myelographie (Kontrastmittel-Darstellung des Wirbelkanals unter Belastungsbedingungen).

Die Versteifungs-Operation kann sowohl nur von einem hinteren als auch kombiniert mit einem vorderen Zugang durchgeführt werden. Wir sind bestrebt, möglichst wenig traumatisierend vorzugehen. Nach Möglichkeit wird die Versteifung nur durch einen hinteren Zugang unter gleichzeitiger Freilegung der dafür verantwortlichen Segmente sowie auch nervalen Elemente durchgeführt. Durch spezielle Titan-Implantate, die körperfreundlich und nicht allergen sind, können die Wirbelkörper abgestützt werden, wobei Titan-Blöckchen anstelle der Bandscheibe platziert werden. Darüber hinaus werden durch Schrauben und Stäbe die Wirbel miteinander von hinten fixiert und in einer besseren Position fest gemacht, die dann später auch in Bezug auf die Belastungssituation günstig sein soll. Im Regelfall wird nach einer solchen Maßnahme der Patient schon am ersten postoperativen Tag voll mobilisiert, wobei meistens keine zusätzliche Versorgung mit Mieder oder Korsett erforderlich ist.

Rheumatische Erkrankungen der Wirbelsäule

Die häufigste rheumatische Erkrankung im Bereich der Wirbelsäule ist die Spondylitis ankylosans , auch als Morbus Bechterew bekannt. Hier kommt es zu einer entzündlichen Veränderung der Bandstrukturen und der Gelenke im Bereich der Wirbelsäule.

Typischerweise treten insbesondere nächtliche Schmerzen und Ruheschmerzen auf. Im Verlauf kann es zu einer zunehmenden schmerzhaften Einsteifung der Wirbelsäule kommen durch Verknöcherung der Bandstrukturen und der Gelenke.

Die Diagnose wird durch die Anamnese, durch die körperliche Untersuchung, durch bildgebende Maßnahmen und durch eine Laboruntersuchung gestellt. Wichtig ist eine frühzeitige Erkennung. In leichten Fällen ist eine krankengymnastische Übungsbehandlung sowie die bedarfsabhängige Gabe von Antiphlogistika ausreichend. Bei schweren Verlaufsformen kann die Einleitung einer medikamentösen Basistherapie, z.B. in Form der sog. Biologicals hilfreich sein. Eine enge rheumatologische Betreuung ist für den gesamten Verlauf der Erkrankung sinnvoll.

Die meisten Wirbelsäulenbeschwerden sind gutartig und am ehesten durch muskuläre Fehlregulation oder durch Überlastung bedingt. Hier ist es wichtig, eine frühzeitige Therapie einzuleiten, um eine Chronifizierung zu vermeiden. Es gibt zahlreiche weitere, seltenere Erkrankungen und Veränderungen der Wirbelsäule, die hier nicht einzeln aufgeführt sind. Wichtig ist im Verdachtsfall eine gezielte, rechtzeitige Diagnostik durchzuführen, um schwerwiegende Ursachen wie Tumoren und Entzündungen auszuschließen

Spinalkanalstenose

Die Einengung des Rückenmarkkanals (Spinalkanal) kann mehrere Ursachen haben. Im Laufe des Lebens tritt bei jedem Menschen in unterschiedlichem Ausmaß eine Abnutzung der Wirbelsäule auf. Es kommt zu degenerativen bzw. arthrotischen Veränderungen.

Zumeist beginnt diese an der Bandscheibe, die durch Degeneration ihre Stoßdämpferwirkung nicht aufrechterhalten kann. Der damit verbundene Höhenverlust der Bandscheibe bewirkt verschiedene Mechanismen, die später zu einer Einengung des Rückenmarkkanals führen können.

Zunächst engt der Höhenverlust der Bandscheibe den Nervenaustrittskanal ein, durch den die Nervenwurzeln das Rückenmark verlassen. Durch die veränderten anatomischen Verhältnisse wird die Kraftübertragung der Wirbelsäule verändert. Normalerweise läuft die Hauptbelastung zum Großteil über die Bandscheiben und die Wirbelkörper, zunehmend werden jedoch die kleinen Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenke) belastet und verschleißen verstärkt. Der menschliche Körper reagiert auf diese zunehmende Belastung durch eine Vergrößerung der Facettengelenke. Knöcherne Anteile können in den Rückenmarkkanal hineinwachsen und diesen einengen.

Dieser krankhafte Prozess wird als Spondyl- oder Facettengelenksarthrose bezeichnet. Des Weiteren kann diese Fehlbelastung der Wirbelsäule zu einer Verknöcherung des Wirbelkörperknorpels führen (Osteochondrose).

Es entstehen knöcherne Auswüchse an den Wirbelkörperrändern und den Gelenkfortsätzen, welche ebenfalls das Rückenmark und/oder die Nervenwurzeln einengen können.

Im MRT lassen sich die Einengungen gut darstellen.

Die klinischen Zeichen der Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule sind abhängig von den o.g. Ursachen der Einengung. Typisch sind belastungsabhängige Rücken- und Beinschmerzen mit Einschränkung der Gehstrecke, welche sich bei Vorbeugung des Oberkörpers oder beim Sitzen bessern. Es kann durch Einengung der Nervenwurzeln neben Schmerzen auch zu Kribbeln und Missempfindungen bis hin zum Taubheitsgefühl der Beine und Füße kommen, welche nicht wie beim Bandscheibenvorfall einer bestimmten Nervenwurzel mit entsprechendem Hautareal zuzuordnen sind.

ein Röntgenbild einer Wirbelsäule mit Spinalkanalstenose

PRI- PRT-Bildwandler gesteurte infiltrationen

Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Schmerztherapie an der Wirbelsäule steht am Anfang eine ausführliche Befragung und Untersuchung. Zusätzlich sind meistens diagnostische Maßnahmen wie konventionelle Röntgenaufnahmen oder Schichtaufnahmen der Wirbelsäule durch Computertomografie oder Kernspintomografie erforderlich. In besonderen Fällen können auch eine Szintigrafie oder eine Knochendichtemessung weitere Hinweise auf die Entstehung der Schmerzen liefern. Für die Behandlung stehen abhängig von der vorliegenden Diagnose eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, die individuell auf jeden Patienten abgestimmt werden müssen.

Hierzu zählt eine Behandlung mit systemisch wirksamen Schmerzmedikamenten. Häufig ist auch eine krankengymnastische Behandlung angezeigt, unterstützt durch physikalische Therapie. Eine dosierte körperliche Aktivität führt je nach der zugrundeliegenden Ursache oftmals zu einer Beschwerdelinderung.

Oft wird auch eine gezielte Injektionstherapie an der Wirbelsäule angewendet. Hierbei kommen herkömmliche Medikamente wie lokale Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) oder Kortisonpräparate zur Anwendung. Bei chronischen Beschwerden wird auch eine gute und anhaltende Wirksamkeit durch die Verwendung von homöopathischen Medikamenten oder durch Hyaluronsäure erreicht. Letztere sollte gezielt unter Verwendung eines Ultraschallgerätes oder eines Röntgengerätes verabreicht werden, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

Eine häufige Ursache für Schmerzen an der Wirbelsäule ist eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke. Man spricht hier von einer Fazettengelenksarthrose. Hier ist eine gezielte Injektionstherapie eine sehr wirksame Behandlungsmethode.

Speziell bei der Fazettengelenksarthrose kann auch eine dauerhafte Denervierung der Fazettengelenke durchgeführt werden. Hierbei wird unter Verwendung einer Thermosonde unter Röntgenkontrolle eine genau definierte Wärmeentwicklung produziert, die selektiv die Schmerzfasern der kleinen Wirbelgelenke zerstört. Die Nebenwirkungen dieses Verfahrens sind gering, die Wirkung ist häufig lang anhaltend und sehr zufriedenstellend. Die Kosten für das Verfahren werden üblicherweise von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.

Viele Betroffene beklagen Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Hier liegt oftmals eine Reizung oder Kompression von Nervenwurzeln vor. Dies kann beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. Hier ist eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung notwendig. Abhängig davon ist manchmal die Notwendigkeit eines operativen Eingriffes gegeben. Eine gezielte Injektion im Bereich der Nervenwurzeln kann in vielen Fällen eine Beschwerdelinderung bringen. Zur Anwendung kommen hier meistens Lokalanästhetika und Kortisonpräparate.

eine Wirbelsäule von vorne

Skoliose

Bei Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verbiegung oder Verkrümmung der Wirbelsäule, wobei die Wirbelkörper dreidimensional verdreht und verbogen sind. Gleichzeitig rotiert die Wirbelsäule um die Längsachse. Brust- und Lendenwirbelsäule können ebenso betroffen sein wie die Übergangsbereiche zwischen verschiedenen Wirbelarten. Dabei kann sich die Wirbelsäule nach links (linkskonkav) oder rechts (rechtskonkav) verbiegen.

Idiopathische Skoliosen

Bei etwa 90 % der Skoliosen kennt man die Ursache nicht. Ein Erklärungsmodell führt diese Skoliosen auf ein ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper zurück. Die idiopathischen Skoliosen treten zu einem hohen Prozentsatz bei Mädchen auf und am häufigsten kurz vor und in der Pubertät.

Symptome

Die Symptome einer Skoliose sind vielfältig und sowohl sichtbarer als auch unsichtbarer Natur. In leichteren Fällen fällt die Rückgratverkrümmung kaum auf, in schwereren sind die anatomischen Verformungen deutlich sichtbar. Das Ausmaß der Symptome hängt von Schwere und Art der Skoliose ab und kann sich von Patient zu Patient stark unterscheiden. Deutlich sichtbar sind

  • unterschiedlich tief hängende Schultern,
  • ein schiefer Rücken,
  • schief stehendes Becken sowie
  • herausragendes Schulterblatt.

 

Die Rippen können einseitig in eine erhöhte Position rutschen oder die Muskeln im Lendenbereich als Wulst hervortreten. Auch eine einseitige Beinverkürzung ist als Symptom möglich.

Die sichtbaren Veränderungen zeigen sich in der Regel nicht auf einmal, sondern schleichend und schrittweise mit fortschreitender Skoliose. Im Verlauf der Erkrankung hat der Patient immer größere Schwierigkeiten, den Rücken gerade zu halten und nimmt beim Sitzen, Laufen und Stehen eine gekrümmte Haltung ein. Hinzu kommen das Gefühl von Taubheit oder Lähmung in den Gliedmaßen sowie starke Rückenschmerzen. Diese Schmerzen treten als Folge von Bewegung ebenso in Erscheinung wie durch einen eingeklemmten Nerv. Beobachten lässt sich bei zunehmend ausgeprägter Skoliose eine Störung der Reflexe.

Therapie

Den Symptomen einer Skoliose lässt sich in leichteren Fällen oder im Anfangsstadium durch Selbsthilfe-Maßnahmen wie Besuch einer Rückenschule oder Physiotherapie entgegen wirken. Im Verlauf einer Skoliose wird Krankengymnastik zum ständigen Begleiter des Patienten, wobei sich vor allem die Skoliose-Gymnastik nach Katharina Schroth zur Stärkung der Rumpfmuskulatur bewährt. Bei jeder Therapie hängt die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsmethoden vom Alter des Patienten ebenso ab wie von Art und Schweregrad der Verkrümmung. Gerade bei Kindern, aber auch je nach Befund bei Erwachsenen, lenkt ein Korsett die Entwicklung der Wirbelsäule in die gewünschte Richtung.

Medikamente zur Behandlung von Skoliose sind nicht bekannt.

Unbehandelt verschlimmert sich eine Skoliose, was sich mit zunehmendem Alter durch immer stärkere Schmerzen und Atemnot infolge der fortschreitenden Verkrümmung bemerkbar macht. Letzte mögliche Maßnahme ist die Skoliose-OP, wobei die gekrümmte Wirbelsäule durch Stäbe oder Schrauben versteift wird. Die meisten Fälle von Skoliose lassen sich allerdings konservativ mit Hilfe von Physiotherapie und je nach Befund einem Korsett behandeln und eine OP erfolgt meist nur in schweren Fällen.

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